Experten-Interview
Übliche Arten von Führungstrainings
Moderator
Ich begrüße sie heute im Ratgeberstudio „Mitarbeiterführung“ zum Thema „Übliche Arten von Führungstrainings“. Unser Gast, Führungs-Expertin Brunhilde Tögel von der e.a.s.i. business academy, berichtet direkt aus der Praxis …
Herr Frasch: Können Sie uns einen Überblick geben- Welche üblichen Arten von Führungstrainings gibt es denn überhaupt?
Jürgen Frasch
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, an das Thema heranzugehen. Zunächst möchte ich gerne aufzeigen, dass es tatsächlich eine reichhaltige Palette an möglichen Formaten zur Durchführung gibt:
Ganz allgemein gesehen gibt es die „offenen Seminare“, bei denen Führungskräfte einfach angemeldet werden können und es gibt die sog. „Inhouse-Formate“, die von Firmen individuell nur für die eigenen Führungskräfte gebucht werden.
Klassisch finden „Inhouse Formate“ im Unternehmen selbst statt. Häufig wird diese Begrifflichkeit aber auch für firmeninterne Trainings verwendet, die extern in Hotels oder anderen Tagungsstätten stattfinden.
Die Durchführung selbst kann dann wiederum Indoor, in Seminarräumen oder auch Outdoor oder als Mischungen daraus stattfinden.
Spezielle Formen sind Formate, die gezielt Erlebnisse schaffen, um Komfortzonen aufzubrechen, bis hin zu Reisen ins Ausland oder Expeditionen. Immer häufiger werden auch Formate gewählt, um bewusst zur Ruhe zu kommen, z.B. in Klöstern.
Moderator
Können Sie eine Einschätzung geben, welche Formate am häufigsten gewählt werden und wie die Erfahrungen damit sind?
Jürgen Frasch
Die ganz große Mehrzahl der Führungskräftetrainings findet leider nach wie vor indoor und mit althergebrachten Lernmethoden statt. Ich sage „leider“, weil ich hier, wie auch ganz allgemein in unserem Bildungssystem, die Umsetzung zeitgemäßer und gehirngerechter Lernmethoden vermisse.
Werden die Teilnehmer nach den Erfahrungen in üblichen Führungskräftetrainings gefragt, bekommt man häufig zu hören: Es war langatmig und zäh, nett – aber bringt nichts. Viel Theoriegeplänkel, aber wie soll ich das in der Praxis anwenden …
Es wird nach wie vor sehr viel über den kognitiven Verstand gelehrt, was erwiesenermaßen wenig hilft, wenn es darum geht, die Persönlichkeit zu entwickeln oder effektive Verhaltensweisen zu trainieren.
Die Lernansätze sind hauptsächlich „von Außen“: Es geht fast immer nur um die Methodenkompetenz als Führungskraft
Es finden sich wenig „Transformative Ansätze“, die „von Innen“ wirken, zur Bewusstseinsbildung einer guten Führungskraft
Moderator
Ich höre schon, Sie sind nicht wirklich der Meinung, dass die Masse der angebotenen Führungstrainings auch wirklich etwas bringt?
Jürgen Frasch
Als Mentaltrainerin und systemische Denkerin vermisse ich natürlich die Anwendung mentaler Techniken und mir fehlt oft der strategische Ansatz, die Verbindung zum „Großen Ganzen“, da es meist nur darum geht EINE Methode zu lernen oder verbessern.
Aus Sicht des „gehirngerechten Lernens“ sind viele Rahmenbedingungen fragwürdig, die wir immer noch wie selbstverständlich vorfinden.
- Lernen im gewohnten Umfeld, Frontalunterricht. Business Outfit, Beamer-Vorträge
- Viel Theorie – wenig Praxis, weit hergeholte, abstrakte Beispiele
- Monolog – wenig Reflexion im Dialog mit dem Teilnehmer
- Es wird oft mit „Anti-Pacing“ gearbeitet – d.h. Teilnehmer werden auf Abstand gehalten und auf „Objekt-Modus“ getrimmt.
- Menschlichkeit zeigen und Nähe zulassen ist in vielen Top-Führungskräfte-Trainings nach wie vor tabu. „Fassaden bauen“ ist immer noch üblich.
- Überfrachtung – Zu viele Inhalte für die Zeit des Seminars
- Die Teilnehmer bleiben oft innerhalb der Komfortzone
Moderator
Das sind sehr kritische Worte Herr Frasch, was schlagen Sie den vor?
Jürgen Frasch
Es gibt neben dem althergebrachten Frontalunterricht, bei dem der Trainer als „Wissender“ im Mittelpunkt steht eine Vielzahl an effektiven Lernmethoden, die den Teilnehmer mit einbeziehen.
Wir lassen unsere Teilnehmer beispielsweise gerne zuerst erleben was mir meinen und liefern dann den theoretischen Unterbau. Wir sind ständig im Dialog und schaffen interaktive Lernfelder.
Beispielsweise geben wir den Teilnehmern die Aufgabe ein kreatives Gefährt aus Holz zu bauen, das bestimmte anspruchsvolle Kriterien erfüllen muss. An solch einem spielerischen Projekt können Sie das Führungsverhalten, den Umgang mit Entscheidungen, Konfliktgespräche etc. aktiv erleben, verbessern und trainieren.
Wir setzen wirkungsvolle Techniken des Mentaltrainings ein, um die Wirkung zielgerichteten Denkens zu zeigen und die Teilnehmer persönlich erleben zu lassen – z.B. indem sie dann unbeschadet barfuß über Glasscherben gehen können.
Wir bauen Achtsamkeitsübungen, in Form von einfachen Meditationen oder bewusst erlebter Stille und Auszeit ein. Wir nennen das dann „die Stop-Taste drücken“.
Moderator
Vielen Dank für den kurzen Ausflug in Ihre Methodenwelt. Nun möchte ich aber doch nochmals auf das eigentliche Thema zurückkommen: Welche Arten von Führungstrainings gibt es?
Jürgen Frasch
Ich unterscheide nochmals ganz grob zwischen zwei großen Bereichen:
Das sind zum Einen Seminare zu Sachthemen, wie z.B. Prozessmanagement, Change Management, Betriebswirtschaft, Internationales Business, Trainings für Fachwissen im Bereich Personal etc.
Zum anderen gibt es den zweiten großen Bereich der Lernfelder zur Entwicklung effektiver Führungspersönlichkeiten und Führungsverhalten
Die Kernthemen sind hier:
- Persönlichkeit und Selbstmanagement
- Kommunikation und Umgang mit Schwierigen Situationen
- Führungsmodelle und Führungsstile
- Zusammenarbeit von Führungskräften
- Trainings für neue, junge Führungskräfte
- Trainings für erfahrene Führungskräfte
- Die Führungskraft als Trainer & Coach
Moderator
Das sind wirklich vielen Themen. Ich vermute fast, es wird den Rahmen sprengen, hier in jeden Bereich detailliert einzutauchen. Was ist aus Ihrer Sicht das Wichtigste, um eine gute Führungskraft zu werden?
Jürgen Frasch
Darauf gibt es für mich nur eine Antwort, da für mich alles „im Innen“ der Führungskraft selbst anfängt. Die Resultate der Führung sind immer ein Spiegel der Persönlichkeit und der persönlichen Kompetenzen der Führungskräfte.
Deshalb beginnt für mich die Ausbildung guter Führungskräfte mit der Entwicklung einer reifen „Leadership Persönlichkeit“ mit der Fähigkeit zu gutem Selbstmanagement.
Hierzu gehört für mich die Ausrichtung der inneren Einstellung auf Eigenverantwortung, Proaktivität und Entscheidungskompetenz.
Wir nennen das, das „Kapitänsbewusstsein“.
Da ein Kapitän aber ohne seine Mannschaft das Schiff nicht steuern kann, benötigt er im nächsten Schritt ein hohes Maß an Beziehungskompetenz. Das beginnt beispielsweise mit der Fähigkeit zuzuhören und mit der inneren Einstellung das Wohle Aller im Sinn zu haben.
Wichtige Methoden in diesem Zusammenhang sind Teamdynamische Aufgabenstellungen, Feedbackmethoden, Rollenspiele, Selbstreflexion, Buddy-Systeme.
Moderator
Sie haben zuvor eine lange Reihe an Trainings für Methodenkompetenzen aufgezählt, was sind hier die Wichtigsten?
Jürgen Frasch
Kommunikationstraining
Ganz sicher steht und fällt die Wirksamkeit einer Führungskraft mit der Fähigkeit, sich effektive auszudrücken und effektiv zu kommunizieren.
Es geht also um Rhetorik, Argumentation, Präsentation und ganz entscheidend: Die Fähigkeit, Gespräche zu lenken und Ideen zu kanalisieren.
Wichtig sind auch Trainings für effektives Selbstmanagement
Führungskräfte stehen „auf der Bühne“ und werden genau beobachtet. Wenn Sie sich selbst nicht führen können, werden sich auch die Mitarbeiter nicht führen lassen. Dazu gehören Verbindlichkeit, Zeitverantwortung, Prioritäten setzen, angemessene Reaktionen unter Druck – eben, sein Leben „im Griff“ zu haben …
Weitere wichtige Lernfelder sind außerdem:
- Der Umgang mit Schwierigen Situationen: Krisengespräche, Schlichtung, Mediation, Konfliktlösung
- Die effektive Zusammenarbeit von Führungskräften untereinander, in derselben Führungsebene und mit den über- bzw. untergeordneten Ebenen.
- Die Begleitung neuer als Führungskräfte in ihre Rolle
- Die Weiterbildung erfahrener Führungskräfte, bis hin zur Führungskraft die als Trainer & Coach die Potenziale ihrer Mitarbeiter entwickelt.
Moderator
Ich sehe schon, die Liste an Trainingsmöglichkeiten könnten wir hier noch fast endlos weiterführen. Ich möchte Sie zum Schluss nochmals fragen: „Was ist ihr Resümee und wo können sich unsere Zuhörer weiter im Detail informieren, um herauszufinden, was das richtige für sie ist?
Jürgen Frasch
Mein Resümee ist: Wenn Sie schon Führungstraining, dann richtig. Schauen Sie darauf, dass Sie in interessante, abwechslungsreiche Trainings investieren, die zunächst am Führungsbewusstsein ansetzen. Mit der richtigen inneren Einstellung der Führungskräfte zu ihrem Job, geht alles los.
Führungstrainings in althergebrachten Formaten, die lediglich dazu dienen bestimmte Methoden zu lernen, die losgelöst von einem strategischen Plan sind, halte ich für fragwürdig, weil sie einfach zu wenig Erfolge in der Umsetzung bringen.
Wenn es Ihnen darum geht, wirklich souveräne Leadership-Persönlichkeiten zu entwickeln, die aus einer hohen persönlichen Kompetenz und einem gefestigten Charakter heraus agieren, dann informieren Sie sich über unsere e.a.s.i. Leadership Programme.
Wir konzipieren aus unseren bewährten Standardbausteinen ein maßgeschneidertes Inhouse Konzept für Sie. Die Umsetzung findet immer abwechslungsreich und interaktiv statt – sowohl indoor, wie auch outdoor.