Bedeutung in der Praxis
Was braucht es, dass Laissez-faire Führung funktioniert?
Ich wusste damals zwar, dass ich verantwortlich war. Aber ich wusste nicht, was ich falsch machte. Doch – wenn ich ganz ehrlich hinschaute, wusste ich es schon:
Mir fehlte es an Klarheit und Konsequenz.
Laissez-faire Führung hat schon so etwas von spielerischer Leichtigkeit zum Ziel. Alles soll sich einfach und wie von selbst fügen und entwickeln. Es soll „easy“ sein. Wir haben bei e.a.s.i. sogar ein Motto dafür: „easi togetherness“. Wir meinen damit den „Flow-Zustand“, der sich im Idealfall einstellt, wenn Menschen sich total und engagiert aufeinander einlassen.
Doch zu meinen, dass sich dieser Zustand, alleine durch laissez-faire Führung einstellt, ist ein Irrglaube. Gerade, wenn Mitarbeiter einen maximalen Grad an Freiheit haben, brauchen sie doch ein klar abgestecktes Spielfeld, auf dem sie sich frei bewegen können. Sie müssen trotz aller Freiheiten wissen, was von ihnen erwartet wird und wo die Grenzen sind. Wie sollen sie sonst ihre Energie bewusst lenken und Erfolgserlebnisse haben?
Und es braucht, wie in jedem anderen Spiel auch: Spielregeln. Ohne Spielregeln sind die Menschen orientierungslos. Keiner weiß genau: „Was geht? Was geht nicht?“. Ohne allgemein gültige Spielregeln, machen die Mitarbeiter ihre persönlichen Spielregeln zu den allgemein Gültigen. Was sollen sie auch anderes tun.
Das Problem dabei ist, dass jeder Mensch ein anderes Verständnis über die „allgemein gültigen Spielregeln“ hat. Die Vorstellungen darüber, was man aus der „guten Kinderstube“ mitbringen sollte, sind sehr unterschiedlich.
Erschwerend hinzu kommt, dass heute, wie selbstverständlich, verschiedenste Kulturkreise aufeinandertreffen. Und alle sollen die selben Ansichten darüber haben, wie das Arbeitsleben zu funktionieren hat. Doch: Was für den Einen selbstverständlich ist, kann für den Anderen ein „No-go“ sein.
Und so sind, bei fehlender Klarheit, was die Rahmenbedingungen des „Spieles“ betrifft, Streitigkeiten und Unzufriedenheit vorprogrammiert. So scheinbar einfache Dinge, wie das Verständnis über „Engagement“ oder „das Mitdenken bei der Arbeit“ sorgen schnell für Unzufriedenheit und Grüppchenbildung.
Auch für den Laissez-fairen Führungsstil gilt also, wie für jeden andern auch: Er funktioniert nicht in allen Situationen und nicht bei allen Menschen. In besonderem Maße erfordert er einen hohen Reifegrad bei den Mitarbeitern. Das gilt fachlich, mehr aber noch persönlich.
Nicht zu vergessen: Der Laissez-faire Führungsstil erfordert eine gewisse Entspanntheit in der Gesamtsituation. Wenn die Situation kritisch ist oder das Nichterreichen der Ziele erhebliche negative Konsequenzen hat, gilt es, rechtzeitig die Leine kürzer zu nehmen.
Je angespannter oder kritischer die Situation, je geringer der Reifegrad der Mitarbeiter, umso schneller kommt der laissez-faire Ansatz an seine Grenzen oder funktioniert überhaupt nicht.